„Alkoholkonsum: Spaß ohne Punkt und Koma!“

Während der Pandemie-Jahre war es still um das Thema Suchtprävention. Doch nach der Pandemie ist - was das angeht – leider vor der Pandemie und das Thema kehrte zurück in Form zweier fächerübergreifender Angebote.

 

Eines davon war die Lesung von Alexander Golfidis aus München aus seinem autobiographischen Buch „Der Heroinschuster“ für die 10. Klassen. Der Name des Buches steht sinnbildlich für das Leben seines Protagonisten, der das Schusterhandwerk erlernt und viele Jahre in Abhängigkeit von Heroin gelebt hat. An diesem Leben mit all seinen suchtbedingten Tiefen lässt er seit Jahren junge Menschen teilhaben, um diesen einen realistischen Einblick in Abhängigkeit und ihr zerstörerisches Potential zu ermöglichen.

 

Im Juni war nun eine Ausstellung zum Thema Alkohol am EGF zu Gast. Doch warum trägt ein Lernangebot zur Suchtprävention ein Wortspiel im Titel? Was manchem zunächst deplaziert erscheint, erweist sich bei genauerer Betrachtung des Themas als sehr treffend.

 

Die Ausstellung mit obigem Titel gastierte eineinhalb Wochen am EGF und wurde einer breiten Schülerschaft – 16 Klassen von der 7. bis zur 10. Jahrgangsstufe – als Lernangebot ermöglicht. In drei Schulstunden wurden an acht Stationen verschiedene Aspekte des Themas Alkoholkonsum interaktiv und auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnitten präsentiert. Thematisch wurde dabei zwischen gegensätzlichen Aspekten ein mehrdimensionaler Themenraum aufgespannt: genussorientierter bzw. riskanter Konsum, positiv empfundene Wirkungen bzw. klar negative Effekte, persönlicher moralischer Kompass versus gesetzliche Bestimmungen, und nicht zuletzt: gesellschaftliche Akzeptanz eines Genussmittels contra Warnung vor dem Potential zum Suchtmittel.

 

Diese widersprüchlichen Tendenzen fordern jedem Einzelnen eine persönliche Einstellung zum Thema Alkohol ab. Eine solche zu entwickeln und zu reflektieren war das Ziel der investierten Unterrichtszeit. Gleichzeitig liegt darin begründet, warum sich zur Erarbeitung dieses Stoffes die Form einer interaktiven Ausstellung besonders eignet: jeder einzelne Jugendliche soll sich angesprochen fühlen und selbstständig mit Hilfe des Materials eine eigene Position entwickeln. Das trotz der Anleitung durch geschultes Personal manche Details kürzer kommen als in stärker von der Lehrkraft gesteuerten Unterrichtsformen ist unvermeidlich. Doch eine selbst aktiv erarbeitete Position zum Thema auf der einen Seite ist diesen Preis auf der anderen sicher wert.

 

Und so kann die sprachliche Doppeldeutigkeit des Titels doch nicht nur als billiges Spiel mit Sprache verstanden werden. Vielmehr repräsentiert der Gegensatz die vielen widersprüchlichen Facetten des Themas Alkohol in unserer Gesellschaft, die eine differenzierte Betrachtung und Positionierung eines jeden Einzelnen erfordern.

 

Carsten Schlegel (Suchtpräventionsbeauftragter des EGF)