in “Christmas Pantomime” kennt in England jedes Kind, hier in Deutschland stößt man jedoch meistens auf fragende Gesichter, wenn man davon erzählt. Und nein, mit pantomimischen Darstellungen hat es nichts zu tun. Eine Pantomime ist ein Theaterstück, das eine bunte Mischung aus Märchen, Musical und Komödie ist.
Auch Zuschauerinteraktion spielt eine große Rolle: Alle, die in England groß geworden sind, kennen „Pantos“ und wissen genau, was sie zu rufen haben und wie sie auf bestimmte Rollen zu reagieren haben. Da wir eine solche Panto im kommenden Dezember selbst aufführen möchten, fuhren wir in der Woche vor den Weihnachtsferien mit unserer Lehrerin Frau Schrumpf sowie Herrn Wiesner als Begleitung nach London, um uns vier klassische, britische Pantomimes an zu schauen.
Unsere Seminarfahrt nach London begann am Sonntag mit der langen Anreise: Von Nürnberg aus mit dem Zug nach Frankfurt, dann mit dem Flugzeug nach London Heathrow und schließlich weiter mit der Underground zu unserem Hostel in einem alten viktorianischen Haus. Von dort aus machten wir uns gleich wieder auf den Weg, denn für uns waren Plätze in einem indischen Lokal reserviert. Frisch gestärkt konnten wir so anschließend noch durch Covent Gardens bummeln und erste Eindrücke vom Leicester- und Trafalgar Square sowie verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Westminster bekommen, bevor es zurück in die Unterkunft ging.
Am Montag führten uns Frau Schrumpf und Herr Wiesner durch eine große Einkaufsstraße, in der wir uns Verpflegung für den Tag kauften. Mit vollen Taschen ging es mit der U-Bahn nach Ickenham ins Compass Theatre. Hier schauten wir uns die erste Pantomime unseres Programms an, “Jack and the Beanstalk”. Dieses Stück hat uns allen nicht nur sehr gut gefallen, sondern wir konnten – da die Produktion mit niedrigem Budget gestaltet war - bereits viele Ideen gewinnen für unsere eigene Produktion im nächsten Jahr. Die ‚Dame‘ (eine typische Rolle in Pantos: meist eine witzige, mütterliche aussehende Figur, die aber von einem Mann gespielt wird) war witzig, der Bösewicht bedrohlich und gemein. Die Musik war stimmig, zum Teil waren es bekannte Songs, die die Schauspieler mit beeindruckenden Stimmen sangen.
Am Abend fuhren wir wieder in die Stadt, um den Buckingham Palace zumindest einmal gesehen zu haben und um in der Oxford Street Weihnachtseinkäufe zu machen. Anschließend reichte die Zeit noch, in einem Pub typisch britisch essen zu gehen: Fish & Chips oder Hamburger.
Der Dienstag begann schon früh. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Zug nach East Molesey, um Hampton Court zu besichtigen, eine Palastanlage König Heinrichs VIII mit großem Park direkt an der Themse. Später ging es mit dem Bus weiter nach Richmond, wo wir in einem alten Theater unsere zweite Panto ansahen: “Snow White”. Ähnlich wie das erste Stück stieß auch dieses bei unserer gesamten Gruppe auf Begeisterung. Inspiration für unsere eigene Panto war hier der sympathische ‚Muddles‘, die etwas chaotische Hauptfigur, sowie die ‚Dame‘, in diesem Stück die Amme von Snow White.
Am Mittwochmorgen stand als erstes die Besichtigung des Globe Theatres, des Nachbaus von Shakespeares Theater am Südufer der Themse, auf dem Programm. Anschließend liefen wir den Fluss entlang bis zur Westminster Bridge, mit Ausblick auf viele Sehenswürdigkeiten von London. Big Ben konnten wir allerdings nicht sehen, denn der Turm war eingerüstet. In Hammersmith angekommen, gingen wir in unser drittes Theaterstück, “Cinderella”. Dieses Stück fanden wir alle einstimmig verwirrend, die Charaktere schwach, die Witze nicht lustig und daraus resultierend beurteilten wir die Aufführung als schlecht und langweilig. Klingt nach viel Kritik, ein was Gutes hatte der Besuch dieses Stücks jedoch: Wir haben gelernt, was wir nicht machen werden. Im Anschluss besuchten wir das Natural History Museum, das auch recht interessant war, vor allem die Dinosaurierabteilung mit einem brüllenden T-Rex.
Der Donnerstag begann wie jeder andere Tag auch mit der U-Bahn. Diesmal stiegen wir beim Tower of London aus und liefen zur Tower Bridge, um auch diese Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben. Die Weiterfahrt führte uns auf die Isle of Dogs, von der aus wir durch den Foot Tunnel unter der Themse hindurch nach Greenwich liefen. Nach einem kurzen Spaziergang durch Greenwich Park erreichten wir auf einem Hügel das Royal Observatory, wo man auch den Nullmeridian angezeichnet sehen konnte. Nach einer kurzen Pause zum Kauf von Verpflegung starteten wir den Besuch unserer letzten Pantomime. “Sleeping Beauty” war zwar deutlich anderes gestaltet als das bekannte Märchen, aber auch sehr gut. Die Charaktere waren alle stimmig, die Handlung zwar „alternativ“ ausgebaut (eine Handlungsebene im Russland der Zarenzeit, die andere hundert Jahre später in der Beatles-Ära), jedoch anschaulich und nachvollziehbar erzählt. Alles in allem war das Stück unterhaltsam, mit vielen guten Ideen und Gags. Von den Figuren überzeugten vor allem der Bösewicht „Rasputin” und die Königin ein Schauspieler in irrwitzigen Kostümen und Perücken, der sich immer wieder einen Spaß daraus machte, seine Mitspieler durch Improvisationen zum Lachen zu bringen.
Am Freitag traten wir unsere Heimreise an: eine lange U-Bahnfahrt zum Flughafen, der Flug nach Frankfurt und dann mit dem Zug zurück nach Nürnberg, dort Ankunft mit großer Verspätung. Hier endete unsere Seminarfahrt. Es war eine schöne Woche, die uns viele neue Eindrücke und Inspirationen gebracht hat. Auch heute denken wir noch gerne an unsere Zeit in London zurück.
Nico Wachet